Manga-Kunst statt Mickymaus
Von Raoul Bigler. Aktualisiert am 19.03.2009

Tania De Andrade zeichnet leidenschaftlich gerne Comics. Mit Donald Duck, Asterix und Obelix oder Tim und Struppi kann die junge *blubb* aber nicht viel anfangen.
 


Tania De Andrade zeichnet leidenschaftlich
gerne Comics. (Bild: Donato Caspari)
Dagobert Duck badet in seinen Goldmünzen und die Gallier um Asterix und Obelix wehren sich in jeder Geschichte aufs Neue mit Zaubertrank und Muskelkraft gegen die Römer. Szenen, die jedem Comicfan bekannt sind. Tania De Andrade liest nicht nur Comics, sie zeichnet sie auch mit Leidenschaft. Mit den erwähnten Zeichenfiguren kann die 19-jährige *blubb* aber nicht viel anfangen.

Ihre Passion gehört den Manga (siehe Box) und das schon seit 13 Jahren. Im Alter von sechs Jahren sah sie die japanische Zeichentrickfilm-Serie «Sailor Moon» im Fernsehen. «Ich war fasziniert», sagt Tania De Andrade. Von jenem Moment an zeichnete sie nur noch im Mangastil. Gezeichnet – «gekrakelt» wie sie es nennt – hat sie schon vorher. Einmal habe sie sogar die Handtasche ihrer Mutter mit deren Lippenstift verziert.

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Dritter Rang am Wettbewerb

Mit Krakeleien haben Tania De Andrades heutige Fertigkeiten nichts mehr gemein – im Gegenteil. Im Rahmen der Leipziger Buchmesse fand ein Manga-Zeichenwettbewerb statt. Unter 1200 Bewerbern erreichte sie mit ihrem Comic den dritten Rang. Die Rangverkündigung fand am Samstag in Leipzig statt. Die *blubb* wusste nur, dass sie unter den besten fünf ist. Nervös sei sie gewesen, nicht nur wegen der Rangierung. «Matsuri Hino, eines meiner Künstlervorbilder, überreichte die Preise», sagt sie.

In diesen Wettbewerb investierte Tania De Andrade sehr viel Zeit und entwickelte eine ganze Geschichte. Im vergangenen Oktober habe sie jede freie Minute daran gearbeitet – «über den Mittag und abends, wenn ich nach Hause kam, von 18 Uhr bis um 22.30 Uhr». Dass es am Schluss trotz des grossen Aufwands nicht ganz nach vorne gereicht hat, stört Tania De Andrade nicht wirklich – und ihre Eltern sowieso nicht. Stolz seien sie, sagt Tanias Mutter. Und an ihre Tochter gewandt: «Und sie wissen jetzt, wer du bist.» Sie – das sind die Comic-Verlage.

Tania De Andrade würde gerne einmal einen Comic veröffentlichen. Im Moment steht aber die Ausbildung zur Tierarzthelferin im Vordergrund. Dafür verzichtete sie sogar auf die Schule für Gestaltung in St. Gallen, obwohl sie die Aufnahmeprüfung bestanden hätte.

Die 19-Jährige entwickelte ihre Fähigkeiten autodidaktisch weiter – so wie sie es bis anhin tat. Sie habe zwar schon einen Malkurs besucht – allerdings ging sie nur dreimal hin. «Irgendwie lernte ich da nichts», sagt sie und lacht. Stattdessen schaut sie bei ihren Vorbildern, wie sie zeichnen und übt stundenlang. Die Ideen gehen ihr nie aus, sagt sie. «Ich höre immer wieder, ich hätte eine blühende Fantasie.» Inspirieren lässt sie sich beim Fernsehen, beim Lesen oder aber auch von einfachen Alltagssituationen.

In der Heimat der Manga

Längst ist Tania De Andrades anfänglich einfache Interesse an den Comicfiguren mit den grossen Augen zu einer Leidenschaft für ganz Japan geworden. Ihr Zimmer ist dekoriert mit verschiedensten Gegenständen aus der japanischen Kultur, an der Wand über dem Bett hängt ein Kimono, beim Pult ein Ständer mit japanischen Messern. Selber war sie noch nie im Land der aufgehenden Sonne, «aber eine Reise nach Japan wäre schon cool.» Sie sei fasziniert von der Kultur – und natürlich würde sie gerne das Heimatland jener Kunst sehen, die ihr bisheriges Leben so nachhaltig prägte.

Erstellt: 19.03.2009, 18:24 Uhr